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Manfred Eichberger
13.3.1941 - 13.3.1971
Maximilian hat seinen Onkel Manfred zwar nicht gekannt, bestimmt aber hat er verschiedene Dinge über ihn gehört.
Onkel Manfred musste uns 14 Jahre vor Max’ Geburt verlassen.
Onkel Manfred war immer gut drauf, ein sehr lebenslustiger und gutmütiger Mensch, der uns Kinder oft erheiterte, indem er Kopfstände vollführte oder auf seinen Händen durch Omas Garten lief.
Ende der 1960er Jahre hat Manfred uns mal im Auto mitgenommen, meine Mutter, meinen Bruder und mich. Er hatte damals einen knallgelben VW Käfer. Ich war etwa 4 oder 5 Jahre alt, saß auf der Rückbank und konnte gerade eben aus dem Fenster schauen; ich erinnere mich noch gut an das laute Aufheulen des rasselnden Boxermotors direkt hinter mir sowie an die Fliehkräfte, denen wir in Kurven ausgesetzt waren, und an den scherzhaften Ausruf meiner Mutter: "Der Onkel Manfred will uns veräppeln!"; Sicherheitsgurte hatte damals nicht jedes Auto, und schon gar nicht auf der Rückbank. Oma sagt noch heute, jedesmal, wenn unten auf der Straße ein Auto mit qietschenden Reifen um die Ecke fuhr, dann wusste sie: Manfred kommt gerade nach hause.
Zusammen mit Tante Gaby hat er mal meinen Bruder und mich ins Kino eingeladen, Anno 1969 oder ‘70, als Disneys "Dschungelbuch" zum ersten Mal in den Kinos lief.
Onkel Manfred wurde genau 30 Jahre alt. Am frühen Morgen des 13. März 1971 - an seinem 30. Geburtstag - ist er mit dem Auto tödlich verunglückt, unter ähnlichen Umständen wie 33 Jahre später sein Neffe Maximilian.
Samstag, der 13.3.1971. Onkel Manfred hatte in der Nacht von Freitag auf Samstag in der Mainzer Innenstadt seinen 30. Geburtstag gefeiert. Es war der letzte Wintertag mit Eis und Nebel des Jahres 1971, als er frühmorgens gegen 4:55 die Kontrolle über seinen Renault 4 verlor. Es heißt, sei mit sehr hoher Geschwindigkeit angekommen und ins Schlingern geraten, zunächst über den rechten Gehweg gefahren und dann auf die Gegenfahrbahn geraten, wo er frontal mit einem entgegenkommenden Mercedes-Benz zusammeprallte. Manfred wurde aus dem Wagen herausgeschleudert und verstarb auf der Straße. Die Schleuderspur soll 60 Meter lang gewesen sein. Beide Autos wurden total zerstört.
Am Mittwoch fand Manfreds Beisetzung statt. Soldaten in grauer Uniform ließen den hellbraunen Holzsarg in die Erde; auf dem Sarg war die deutsche Flagge mit Bundesadler ausgebreitet, darauf lagen ein großer schwarzer Kranz und eine Maschinenpistole. Eine Bundeswehrkapelle spielte auf Blasinstrumenten langsame Weisen. Bei der Grabrede habe ich erfahren, dass er Feldwebel war. Wir warfen jeder noch eine gelb-rote Blume und eine kleine Schaufel Erde ins Grab und nahmen Abschied von Onkel Manfred. Ich war damals gerade 8 Jahre alt geworden und konnte es einfach nicht fassen, dass Onkel Manfred für immer weg sein sollte; ich habe mich nie damit abgefunden.
Manfred war drei Wochen vor seinem Tod aus Denver, Colorado zurückgekommen, wo er als Spezialist für Raketenabwehr der Bundesluftwaffe ein Ausbildungsprogramm an der Lowry Air Force Base absolviert hatte. Den alten Renault hatte er nur zur Überbrückung gekauft, bis sein Kit-Car per Schiff aus den USA kommen würde.
Der Sportwagen wurde wenige Tage nach Onkel Manfreds Tod angeliefert. Auf das Fahrgestell seines Volkswagen Käfers hatte Manfred eine orangenfarbene Kunststoff-Karosserie “Bonanza GT” des Herstellers Fiberfab montiert. Den Käfer-Motor hatte er in den USA durch einen ebenfalls luftgekühlten, 150 PS starken Sechszylinder-Boxermotor mit Turbolader ersetzt, der aus aus einem Chevrolet Corvair stammte.

Der Bonanza GT war fahrbereit, aber die Elektrik hatte Manfred nicht fertiggestellt; der Wagen wurde etwas später an einen Landmaschinenmechaniker aus Bodenheim verkauft. Mit Onkel Manfreds Auto wurde damals leider ein Stück Erinnerung weggegeben - so sehr wir Kinder uns auch dagegen gesträubt haben …
Ralf Eichberger